Haben Sie gewusst, dass Lyme-Borreliose in Deutschland die häufigste Infektionskrankheit des Hundes ist? Die Erkrankung wird durch Zecken auf Mensch und Hund übertragen. Katzen sind nach derzeitigem (2003) Stand der Wissenschaft gegen Borrelien immun. Das Infektionsrisiko ist hoch: In Deutschland sind durchschnittlich 15% der erwachsenen Zecken Überträger der Krankheit. In einer grossen Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover waren 6-8% der Hunde klinisch an Borreliose erkrankt. 1/4 aller Hunde zeigten durch positive Serumtiter, dass sie irgendwann einmal Kontakt mit dem Erreger hatten.

Wie stellt sich nun diese Borreliose klinisch dar? Ausgehend vom Zeckenbiss breiten sich die Borrelien lawinenartig aus und können praktisch jedes Körperteil erreichen. Folgende Symptome wurden beschrieben: gestörtes Allgemeinbefinden, Fieber, Schmerzen, Apathie und Abmagerung (bei 48% der Patienten); Gelenkentzündung mit Lahmheiten (20%); Gleichgewichtsstörungen, Zittern, Drehhals, Lähmungen (24%); Hautveränderungen mit Eiterbildung, Juckreiz und Pusteln (8%); Entzündung von Herz, Auge, Lymphknoten, Niere, Muskulatur (selten).
In Analogie zur Humanmedizin unterscheiden wir:

a) Frühstadium mit Rötung und Schwellung um den Einstich, Lymphknotenvergrösserung, Fieber und Appetitlosigkeit
b) Mittelstadium mit Ausfallerscheinungen des peripheren Nervensystems
c) Spätstadium mit Befall der Gelenke, chronischer Hautentzündung, Abmagerung trotz Appetit und Störungen des Zentralnervensystems.

Im Verdachtsfall wird die Diagnose gesichert durch Untersuchung einer Hautprobe oder durch 2 Blutuntersuchungen im Abstand von 4 Wochen.

 

Prognose? Therapie? Eine Therapie mit geeigneten Antibiotika ist prinzipiell möglich. Vorausgesetzt, die Krankheit wurde rechtzeitig erkannt - was selten vorkommt. Bereits eingetretene Organschäden bleiben natürlich trotzdem bestehen. In schlechtdurchblutetem Gewebe wie Haut und Knorpel werden die Borrelien von Medikamenten nicht erreicht. Ein Wiederausbruch der Krankheit ist deshalb häufig. Die Prognose bleibt in jedem Fall ungünstig.

Vorbeugung? Ausser der Zeckenprophylaxe und -entfernung gab es bisher keinerlei Möglichkeit, der Borreliose vorzubeugen. Nachdem es in USA seit 1990 einen Hunde-Impfstoff dagegen gibt, hat sich unsere zuständige Behörde, das Paul-Ehrlich-Institut, nach nur 9 Jahren dazu bequemt, einem Impfstoff die Zulassung für die BRD zu erteilen. Seit April 1999 ist dieser Impfstoff jetzt lieferbar. Der Impfschutz beträgt 97% -ein sehr guter Wert. Die Grundimmunisierung besteht aus 2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen. Dann jedes Jahr nur noch 1x auffrischen. Wir führen diese Impfung seit 1999 durch. Probleme und Unverträglichkeiten sind keine aufgetreten.

Gefahr für den Tierhalter? Der Mensch wird nur direkt durch Zecken, nicht durch seine Haustiere infiziert. Die Borreliose kann beim Menschen schwerste Verlaufsformen bis hin zu Invalidität und Tod annehmen. Seit 1996 gibt es in USA einen Impfstoff für den Menschen. Erfahrungsgemäss kann es sich also nur noch um Jahrzehnte handeln, bis auch in Deutschland ein derartiges Präparat die Zulassung erhält.

©opyright Dr. von Rhein 2000-2003

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