Als die Welt erschaffen wurde, kämpften Erster Mann und Erste Frau um Wärme, um  Ersten Winter zu überleben.

So ging es auch Erste Hündin. Im tiefsten Winter warf sie ihre Welpen. Jede Nacht bettete sie sich in einen Busch und sah sehnsuchtsvoll auf das Feuer, das Erster Mann und Erste Frau warm hielt.

Der erste Winter war eisig, so kalt, dass Erster Hündin sich nicht getraute, ihre Welpen für die Suche nach Nahrung für ihren eigenen Bauch allein zu lassen, aus Angst, sie würden erfrieren in ihrer Abwesenheit. Sie legte sich zum Schutz um sie herum, doch der Wind war bitterkalt. Ihr Bauch schrumpfte  vor Hunger, und bald hatte sie keine Milch mehr. Der kleinste Welpe starb und Erste Hündin fühlte, wie auch ihre Lebenskraft schwand, als sie für die verbliebenen Welpen sorgte. Die Angst um das Leben der Kleinen sagte ihr, dass sie keine andere Wahl hatte, als sich dem Feuer zu nähern und Erste Frau und Ersten Mann zu bitten, die Wärme des Feuers und Nahrung mit ihr zu teilen.  Langsam kroch sie zum Feuer und sprach zu Erster Frau, die selbst hochschwanger war:

«Ich bin eine Mutter und bald wirst auch Du eine sein. Ich will, dass meine kinder überleben, wie Du es für die Deinen willst. Ich schlage dir einen Pakt vor»

Erste Frau und Erster Mann hörten ihr zu.

«Ich sterbe bald, nehmt meine Welpen, zieht sie auf und gebt ihnen den Namen Hund. Sie werden Eure Beschützer sein,  werden Euch vor Gefahren warnen, Euch warm halten, Euer Lager behüten und sogar ihr Leben geben, um Euch und Eure Kinder zu beschützen. Sie werden Euch und den folgenden Generationen gute Kameraden sein, niemals den Platz an ihrer Seite verlassen, solang es die Menschen gibt. Dafür sollt Ihr die Wärme Eures Feuers und die Nahrung mit ihnen teilen. Ihr werdet meinen Kinder Liebe und Freundlichkeit geben, sie pflegen, wenn sie krank werden, wie Ihr es mit Euren eigenen Kindern tut. Wenn sie Schmerzen haben, werdet Ihr ein scharfes Messer an ihre Kehle setzen, um ihr Elend zu gnädig zu beenden.

Als Gegenleistung erhaltet Ihr die Loyalität und Treue meiner Kinder und all ihren Nachkommen bis zum Ende der Zeit».

Erste Frau und erster Mann waren einverstanden. Erste Hündin ging zu ihrem Nest im Busch und brachte mit ihrer letzten Kraft jeden Welpen einzeln zum Feuer. Während sie dies tat, brachte Erste Frau ihr Kind zur Welt, wickelte es in Hasenfell und legte es zu den Welpen am Feuer. Erste Hündin legte sich dazu, leckte noch mal ihre Welpen, dann ging sie in die Nacht, um unter den Sternen zu sterben.

Doch bevor sie in der Dunkelheit verschwand, sprach sie noch mal zu Erster Frau: 

«Meine Kinder werden diesen Pakt einhalten für alle Generationen. Aber wenn der Mensch ihn bricht, wenn Du oder Deine Kindeskinder einem Hund Wärme oder Nahrung verweigert oder einen gnädigen Tod, werdet Ihr von Krieg, Hunger und Krankheiten geplagt sein. So wird es sein bis der Pakt von der Menschheit wieder erfüllt wird».

Mit diesen Worten trat sie in die Nacht und schickte ihren Geist zum Schöpfer.

 

Legende der Lakota-Sioux

 

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